Kreativatelier: Das Leben gestalten

Unter der Supervision von Arun Rey entstehen im dritten Stock der Berner Klinik Montana Werke in den unterschiedlichsten Farben, Konturen und Dimensionen. Viele Patientinnen und Patienten gelangen hier zu Erkenntnissen, die für ihr weiteres Leben richtungsweisend sind. Ein Augen­schein vor Ort.

Im Kreativatelier unterstützt Arun Rey (links) Patientinnen und Patienten dabei, äussere und innere Bilder sichtbar zu machen. 

Arun Rey blättert in einem dicken Aktenordner. Darin sind fein säuberlich Dutzende von Werken, die einst Patienten erstellt haben, fotografisch erfasst. Hinter jedem Bild, hinter jedem Objekt steckt eine Geschichte. Eine Geschichte von Aufbruch, vom Weitergehen, vom Weiterleben. «Ich setze mich mit jeder Person, die neu hier ist, erst einmal zusammen, um zu hören, woran sie arbeiten möchte», erklärt die Leiterin des Kreativateliers. 
Als Kunstschaffende, die seit vielen Jahren malt und Skulpturen erstellt, ist sie mit vielen Materialen versiert wie keine Zweite. Manchmal ist eine Emotion der Ausgangspunkt für ein Projekt, manchmal eine Farbe oder eine Form. In einem nächsten Schritt gilt es, herauszufinden, was während des Aufenthalts realisiert werden kann.

«Viele stellen sich während des Klinikaufenthalts die Frage, was sie mit ihrem Leben machen möchten; wie der Weg hin zur Genesung aussieht.»

Arun Rey, Leiterin Kreativatelier

Von der Idee zum Werk
Arun Rey zeigt auf ein weiteres Blatt im Ordner. «Bei diesem Patienten lauteten die Schlüsselbegriffe Welle und Leben. Wir haben gemeinsam über den Umfang und die Vorgehensweise diskutiert, damit am Ende des Aufenthalts das Objekt auch wirklich finalisiert ist», erinnert sie sich. Mithilfe von formbaren, elektrischen Kabeln, Zellulosepigmenten und einem Spachtel entstand schliesslich eine Skulptur, die an eine Giacometti-Figur aus Bronze erinnert.

«Viele stellen sich während des Klinikaufenthalts die Frage, was sie hier und jetzt mit ihrem Leben machen möchten; wie der Weg hin zur Genesung aussieht», sagt Arun Rey. Oft gehe es auch darum, das bisher Erlebte in den gestalterischen Prozess zu integrieren. Nicht zu übersehen ist: In vielen Werken steckt viel Symbolik. Für einen Patienten kann das ein starkes Tier als Zeichen der Hoffnung sein, für einen anderen eine bestimmte Form, die den eigenen Gefühlen einen Raum zugesteht. 

Die grossen Fragen des Lebens
«Im Atelier hinterfragen Patientinnen und Patienten häufig ihre bisherige Denkweise; manche realisieren, dass jetzt die Zeit reif ist, sie zu revidieren», stellt die Atelierleiterin fest. Es geht um das eigene Potenzial, Perspektiven, die grossen Fragen des Lebens. Die eigentliche Arbeit leistet der Patient selbst, Arun Rey ist engagierte Begleiterin in diesem Prozess hin zu neuen Ufern. Sie findet für jedes Bedürfnis eine Lösung, kann auf 15 unterschiedliche Techniken zurückgreifen und ist von der Planung bis zur Finalisierung eines Projekts zur Stelle, wenn Hilfe erwünscht ist. 
«Hier im Kreativatelier vergesse ich meine Schmerzen, ich kann mich gehen lassen, in den kreativen Prozess versinken», sagt eine Patientin, während Sie mit dem Pinsel eine Seerose malt. «Ich werde dabei unterstützt, meine inneren Bilder sichtbar zu machen. Das ist schlichtweg genial.»

Arun Rey, Leiterin Kreativatelier

Kunst und Kultur: Lichtblicke im Therapiealltag

Arun Rey organisiert regelmässig Konzerte, Film-, Theater- oder Tanzanlässe in der Klinik und den Besuch von kulturellen Anlässen oder Ausstellungen in der Region. Nach einer pandemiebedingten Pause ist das Kulturprogramm der Berner Klinik Montana wieder voll am Laufen.

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Foto: Carolina Piasecki

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