«An Selbstständigkeit gewinnen heisst, seine Krankheit ausbremsen»

Von der COVID-19 Pandemie lässt sich der lungentransplantierte Marc Frid nicht aufhalten. Während seinem zehnten Therapieaufenthalt in der Berner Klinik Montana hat er viel erreicht.

Hochzeitsgesellschaften, runde Geburtstage und Stadtfeste waren Marc Frids Bühne: Als grooviges Bigband- Mitglied, stimmbegabter Solist und mit 1980er-Hits am Synthesizer sorgte der heute 55-Jährige aus Moutier über 30 Jahre lang für mitreissende Tanzmusik und ausgelassene Stimmung – oft bis in die frühen Morgenstunden.

Bis 2007: Plötzlich litt der lebenslustige Musiker an Atemnot, woraufhin sich sein Zustand rapide verschlechterte. Beim Arzt folgte die Diagnose: Chronic Obstructive Pulmonary Disease, kurz COPD. Die Lungenerkrankung verursacht eine chronische Entzündung der Bronchien und zerstört das Lungengewebe nachhaltig: «Ich stand mit beiden Beinen im Leben. Wegen meiner Krankheit konnte ich meinen Beruf nicht mehr ausüben, der Sauersstoffkonzentrator wurde mein ständiger Begleiter. Als Lungenkranker kann man mit seinem Umfeld nicht mehr Schritt halten. Man isoliert sich», weiss Marc Frid. Ein Teufelskreis, der die Betroffenen zusätzlich belastet.

Nach der notwendig gewordenen Lungentransplantation im Februar 2019 absolviert er einen mehrwöchigen Therapieaufenthalt in der Berner Klinik Montana – während der anhaltenden Coronavirus-Pandemie. Er komme seit 13 Jahren gerne hierher, das sei jetzt nicht anders: «Die Klinik hat die Situation hervorragend gemeistert. Mein Therapieprogramm hat sich nicht verändert.» Als Lungenpatient sei er froh, dass er – im Gegensatz zu anderen Patient*innen und Mitarbeitenden – keine Maske tragen müsse. Wenn der Jurassier Atem- und Gleichgewichtsübungen durchführt oder im seit Mai wieder geöffneten Schwimmbad trainiert, ist
er hochkonzentriert bei der Sache: «Ich bin hier, um an mir zu arbeiten.»

Den ungebrochenen Willen und seine Zuversicht hat sich Marc Frid hart erkämpft.
Vor allem die psychologische Begleitung habe ihm geholfen, seine Krankheit zu akzeptieren und seine Panikattacken zu überwinden. «Ich musste zuerst wieder Vertrauen fassen, dass ich ohne Sauerstoffzufuhr wieder selbstständig atmen kann», stellt er rückblickend fest. Mit gezieltem Muskelaufbau hat sich sein Lungenvolumen erweitert und seine Sauerstoffaufnahmefähigkeit verbessert. «Nach vier Wochen kann ich bereits freier atmen – erst vor kurzem habe ich auf einer Wanderung 800 Höhenmeter zurückgelegt!», erzählt er stolz. Mit seiner Selbsthilfegruppe «BPCO Consulting» macht er Betroffenen und ihren Angehörigen Mut, an sich zu glauben. «Nächstes Jahr planen wir einen Spenden-Marsch – man muss seine Grenzen austesten; Denn an Selbstständigkeit gewinnen heisst, seine Krankheit ausbremsen.