Innovation gestern, Innovation heute
Virtuelle Realität (VR) eröffnet neue Möglichkeiten für die bestehenden Rehabilitationstherapien. Um ihren Patienten vielversprechende Hilfsmittel anzubieten, führt die Berner Klinik Montana nun VR-Brillen ein.
In ihrer 75-jährigen Geschichte konnte die Berner Klinik Montana immer wieder unter Beweis stellen, dass ihr Innovation in den Genen liegt. Mit dem Einsatz von VR-Brillen für die Rehabilitation weht eine revolutionäre Brise durch die Berner Klinik. «Die VR-Tools sind mittlerweile sehr präzise und leistungsstark und eignen sich somit für die Rehabilitation», freut sich Physiotherapeut Quentin Lheureux.
«Wir haben beschlossen, die VR-Brillen zunächst in der Neurologie bei Patienten einzusetzen, die unter Multipler Sklerose leiden oder die einem Schlaganfall hatten», erklärt er. Er weist darauf hin, dass virtuelle Realität für Menschen im Rollstuhl eine vielversprechende Möglichkeit bietet, bestimmte Bewegungen wieder zu erlernen und zu üben. Mit einer VR-Brille und geeigneten Steuergeräten können die Patienten in die Welt von beweglichen Personen eintauchen. «Ein weiterer Vorteil der virtuellen Realität ist, dass sie die Motivation der Patienten bei monotonen Übungen aufrechterhält», erklärt Quentin Lheureux. Er nennt das Beispiel einer Patientin in der muskuloskelettalen Rehabilitation. Sie muss täglich dieselben Armbewegungen durchführen. Dank VR kann sie diese Bewegungen in einem stimulierenden Kontext ausführen, indem eine alltägliche Aufgabe wie Kochen simuliert wird. Ausserdem ermöglicht virtuelle Realität eine genaue Verfolgung der Fortschritte.
«Am effizientesten
Quentin Lheureux
ist die Kombination aus
VR und Therapie.»
Quentin Lheureux, Physiotherapeut in der Berner Klinik Montana
Als Verstärkung bestehender Therapie
Virtuelle Realität bietet zudem einen einfacheren Zugang zu bestimmten bereits in der Klinik eingesetzten Therapien. «Das gilt besonders für die Spiegeltherapie. Dabei wird dem Gehirn vorgetäuscht, dass das verletzte Gliedmass sich bewegt.» Diese Methode nutzen sowohl Physiotherapeuten als auch Ergotherapeuten. Ein Spiegel wird zwischen dem gesunden und dem verletzten Gliedmass platziert. Wenn der Patient sein gesundes Gliedmass vor dem Spiegel bewegt, hat sein Gehirn das Gefühl, dass das andere Gliedmass ebenfalls beweglich ist. Diese Wahrnehmung aktiviert die Gehirnzonen, die für Beweglichkeit zuständig sind.Mit neuen Technologien wird diese Illusion verstärkt. Zunächst werden die Bewegungen des gesunden Gliedmasses aufgezeichnet. Anschliessend wird dieses Bild umgedreht und in der virtuellen Realität dem verletzten Gliedmass gegenübergestellt. «Die Patienten können so mit ihrer VR-Brille ein krankes Gliedmass basierend auf den Bewegungen eines gesunden trainieren.»
Quentin Lheureux ist jedoch bewusst, dass «VR-Tools nicht für alle Patienten geeignet sind». Virtuelle Realität wird beispielsweise nie in der Lage sein, eine massgeschneiderte menschliche Begleitung durch Therapeuten und Pflegepersonal zu ersetzen. «Am effizientesten ist die Kombination aus VR und Therapie.» Nach einer Testphase in der Neurologie könnten diese Tools gegebenenfalls auch auf andere Bereiche der Rehabilitation wie Psychosomatik und Muskuloskelettale Erkrankungen angewendet werden.
Fotos: adobestock.com