Expertenmeinung: Therapiemöglichkeiten bei verminderter Gehfähigkeit

Die Gehfähigkeit und damit die eigene Mobilität steht ganz weit oben auf der Liste der Fähigkeiten, welche Patienten und auch wir selber verlangen. Dies ist einer der Gründe, warum Gelenkprothesen für Hüfte und Knie oder die Versorgung einer Oberschenkelfraktur mit einer möglichst belastungsfähigen Lösung eine derartig wichtige Bedeutung erlangt haben. In vielen Fällen kann das neue Gelenk oder der mit einem Nagel versorgte Knochenbruch von Beginn weg wie­der voll belastet werden, die Nachbehandlung ist relativ einfach und meistens ambulant möglich.

Falls die sofortige Belastung nicht möglich ist oder der Patient sie wegen koordinativer Störungen, einem neurologischen Leiden oder zusätzlicher Erkrankungen nicht umsetzen kann, wird die stationäre Rehabilitation unumgänglich. Traditionell wird eine Teilbelastung mit Hilfsmitteln wie Stöcken umgesetzt, die Physiotherapie unterstützt die Bemühungen der Patienten. Vielerorts steht ein Gehbad zur Ver­fügung, in dem dank des Auftriebs eine Teilbelastung umsetzbar ist. Allerdings kommen etliche Patienten, gerade auch früh nach der Operation, für die Therapie im Wasser nicht in Betracht.

Neue Möglichkeiten wie Alter­-G oder Vector erlauben eine sehr zu­verlässige und sichere Behandlung der eingeschränkten Gehfähig­keit. Bewegt sich der Patient im Alter­-G in einem Luftkissen unter Abnahme der Schwerkraft, ermöglicht der Vector das Gehen unter­stützt mit einem auf Schienen geführten Deckengerät, das Stürze auffängt. Mit dem Vector kann der Patient sogar auf unebenem Ge­lände oder auf Treppen üben. Angebote wie Alter­-G und Vector er­möglichen das Trainieren des Gehens zu einem Zeitpunkt, an dem dies mit konventionellen Mitteln nicht oder nur sehr eingeschränkt umsetzbar wäre. Sie erleichtern damit letztendlich die Wiedererlan­gung der Gehfähigkeit.

Soll eine Rehabilitation erfolgreich sein, so muss sie zunächst zielgerichtet die Funktion des Bewegungsapparates wiederherstellen. Wenn diese Funktion schliesslich effizient wieder in wichtige Alltagsfunktionen des Patienten integriert werden kann, dann hat die muskuloskelettale Rehabilitation ihr Ziel erreicht.

Dr. med. Bernhard Christen

ist Facharzt für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates. Er ist Belegarzt am Salemspital Bern, wo er seit 2013 die Christenortho AG leitet. Bernhard Christen ist Mitglied der Experten­ gruppe Knie (EGK) der Schweizerischen Gesellschaft für Orthopädie (SGOT), Founding Member der European Knee Society (EKS) sowie Mitglied des Stiftungsrates der Berner Klinik Montana.

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