Den Körper bewegen, die Freude entfachen

Die Arbeit mit dem Körper vermag vieles in Bewegung zu setzen – nicht nur auf physischer Ebene.

Welche Funktion hat Bewegung während eines Rehabilitationsaufenthalts? Für Florian Coppex, seines Zeichens Sporttherapeut, gibt es keinen Zweifel: Die Arbeit mit dem Körper vermag vieles in Bewegung zu setzen – nicht nur auf physischer Ebene.

Mit zwei schwarzen Boxpratzen dämpft Florian Coppex die Stösse der Boxhandschuhe, die in Sekundenschnelle auf ihn einprasseln. Er ermuntert die Patientin, sich nochmals in die Zeit des Klinikeintritts zurückzuversetzen, in die Emotionen, die sie damals begleiteten. Während sie weiterboxt, bleibt er im Dialog, ruft innere Bilder ab und stimmt das Training auf jene Themen ab, die die Psychologin mit der Patientin in der letzten Sitzung durchgegangen ist. Wahrnehmen, loslassen, Platz schaffen, Vertrauen und Kontrolle gewinnen: Jeder Kick erhält eine Bedeutung.

«Mit einem Sport wie dem Boxen lassen sich teils unbewusste, eher abstrakte Emotionen auf körperlicher Ebene erfassen», hält Florian Coppex fest. Auch dysfunktionale Verhaltensweisen werden für die Patienten besser fassbar, was gerade bei psychosomatischen Beschwerden wichtig sein kann. «Wie der Pinsel in der Kunsttherapie kann die Bewegung in der Sporttherapie die Brücke zwischen Körper und Geist schlagen», erklärt der diplomierte Sporttherapeut, der sich gerade in der Ausbildung für ein CAS in Psychosomatik befindet.

Welche körperliche Aktivität im Rahmen der Therapie gewählt wird, und auf welchem Niveau der Patient sie beherrscht, spielt dabei keine Rolle. Florian Coppex: «Das Ziel für den Patienten ist es, zu spüren, was ihm guttut, gewisse Grenzen zu erkennen und zu lernen, die eigenen Ressourcen zu nutzen».

Interdisziplinäres Setting

Es gehe in erster Linie darum, dass die Patienten zu neuen Erkenntnissen über sich selbst gelangen und autonomer in ihrem Alltag werden, so Florian Coppex. So kann das Tempo, das ein Patient an der Kletterwand einschlägt, ein Hinweis darauf sein, wie er generell im Leben Herausforderungen anpackt. «Menschen mit einem Burnout wird zum Beispiel beim Klettern unter Umständen bewusst, dass sie beim Aufstieg kaum Pausen einlegen, ihr hohes Tempo nicht immer zielführend ist bzw. zu einem Sturz führen kann.»

Für die Patienten sei es auch gut zu wissen, dass das interdisziplinäre Team (Ärzteschaft, Pflegepersonal, Psycho-, Physio- und Ergotherapeuten usw.) in ständigem Kontakt steht und gemeinsam die nächsten Schritte bespricht. «Durch diese enge Zusammenarbeit aller Berufsgruppen können die grössten Fortschritte erzielt werden», sagt der Sporttherapeut.

Drei Tipps von Sporttherapeut Florian Coppex

Wie gelingt es, mehr Bewegung in den Alltag zu bringen?

  • Jede Bewegung zählt! Um den grösstmöglichen Nutzen zu erzielen, sollten Sie mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin besprechen, welche Aktivitäten (Dauer, Intensität, Häufigkeit) für Sie am besten geeignet sind.
  • Der erste Schritt ist der schwierigste. Doch Sie brauchen weder eine teure Ausrüstung noch zeitraubende Vorbereitungen, um mehr Bewegung in Ihr Leben zu bringen. Probieren Sie verschiedene Arten von körperlichen Aktivitäten aus, bis Sie diejenige gefunden haben, die Ihnen am besten gefällt. Der Spassfaktor ist sehr wichtig, damit die neue Aktivität zur Routine wird.
  • Bleiben Sie am Ball. Setzten Sie sich Ziele, die auf Ihre Situation zugeschnitten sind. Experimentieren Sie und freuen Sie sich überjeden Fortschritt.

Fotos: Carolina Piasecki