Nach dem Krebs: Er ist wieder in der Spur

Aus einem harmlosen Besuch beim Arzt wird plötzlich die Diagnose «Gallenblasenkrebs». Zahllose Spitalaufenthalte später folgt schliesslich die Rehabilitation in Montana. Adrian Büschlen blickt auf zwei turbulente Jahre zurück; Rehavita hat sich mit ihm zurückerinnert.

Wer Adrian Büschlen heute beim Kinderskilift im Dorf von Adelboden antrifft, ahnt nicht, durch welche Höhen und Tiefen er gegangen ist. «Mein Leben ist heute wieder fast dasselbe wie vor zwei Jahren», sagt der charmante Skilehrer und blinzelt in die Sonne. Im Sommer hat der gelernte Maurerpolier einen Job bei den Elektrizitätswerken Adelboden, im Winter tauscht er diesen gegen die Arbeit mit Menschen und unterrichtet Kinder und Erwachsene auf Langlauf- und Alpinskiern. Was zwei Jahre lang an der Stelle dieser Normalität stand, ist die bewegte Geschichte eines Krebspatienten.

Kleine Beschwerden

Es ist im Frühjahr 2013, als Adrian Büschlen ein leichtes Drücken in der Seite bemerkt. «Ich ahnte nichts Böses. Deshalb wandte ich mich an meine Schwägerin, die Masseurin ist», so Büschlen. Sie rät ihm, den Hausarzt aufzusuchen. Dieser stellt zwar keinerlei Komplikationen fest, schickt Adrian Büschlen aber dennoch zum Ultraschall ins Spital Frutigen. Auch dort kann man keine Probleme diagnostizieren, überweist den Patienten aber nach Interlaken, um ein MRI erstellen zu lassen. Dort wird entdeckt, dass die Gallenblase durch eine Entzündung angeschwollen ist und entnommen werden muss – eigentlich ein Routineeingriff.

Die Bergwelt – hier das Lohnermassiv über Adelboden – ist Adrian Büschlen vertraut. Die Entscheidung für den Reha-Standort Montana kam ihm deshalb mehr als gelegen.

Die schwere Diagnose

Adrian Büschlen bittet zunächst um eine Pause, um im Sommer noch Umbauarbeiten am Eigenheim beenden zu können. Im November wird dann im Spital Frutigen die Gallenblase entnommen. Bei der anschliessenden Biopsie des Gewebes macht man schliesslich die folgenschwere Entdeckung: Ein Tumor hatte sich gebildet. Adrian Büschlen wird zur Computertomografie ans Inselspital Bern überwiesen; keine vier Tage später wird das Krebsgewebe im Bauch operativ entfernt. Als Adrian Büschlen entlassen wird, ist es Silvester 2013. «Irgendwie war ich erleichtert», sagt er rückblickend, auch wenn die Ereignisse sich zunehmend überschlagen.

Fremd im eigenen Körper

Im neuen Jahr fährt Adrian Büschlen fünf Wochen lang täglich von Adelboden nach Bern zur kombinierten Bestrahlungs- und Chemotherapie. Obwohl er die Behandlung gut bewältigt, beginnt ihn der Gang durch die Kliniken langsam zu zermürben. Im Beruf hat er mittlerweile ausgesetzt; im April nimmt er ein Teilzeitpensum wieder auf. Eine erste Nachuntersuchung verläuft positiv, doch plagt Adrian Büschlen jetzt häufiger Juckreiz am ganzen Körper. Im Inselspital setzt man eine Leberdrainage ein und beschliesst einen weiteren chirurgischen Eingriff, um die Leber noch einmal zu überprüfen und chirurgische Nachbesserungen zu machen. Es ist August, die Eingriffe zeigen ihre Folgen: Adrian Büschlen hat Probleme mit der Nahrungsaufnahme, er erbricht sich oft. Adrian Büschlen beginnt, an seinem Körper zu zweifeln: «Immerhin hatte ich früher Bergläufe bestritten.»

Früher Eishockey, heute Ski- und Langlauf und manchmal auch ein Berglauf: Adrian Büschlen ist durch und durch Sportler. Die körperlichen Einschränkungen einer Krebsbehandlung erlebt er besonders einschneidend.

Mit der Reha wieder Fuss fassen

Schon im April hatte Adrian Büschlen mit dem Gedanken an eine Rehabilitation gespielt, da er, zunehmend geschwächt, Probleme hatte, im Alltag Fuss zu fassen. Im September gewährt ihm die Krankenkasse einen vierwöchigen Aufenthalt. Für den Ort entschliesst sich der gebürtige Berner Oberländer schnell: «Montana, eindeutig. Ich wollte in die Ruhe der Berge». Zum Zeitpunkt des Eintritts hatte Adrian Büschlen zehn Kilo Gewicht verloren; mehrere Schläuche hängen an seinem Körper. Anfänglich nimmt die intensive medizinische und pflegerische Betreuung viel Zeit und Energie in Anspruch; Adrian Büschlen ist gefordert. «Damit begann langsam der Aufstieg», erinnert er sich.  Er besucht die Physiotherapie, sein Tagesablauf erhält eine Struktur. Durch gezielte Ernährungstherapie kann er sein Gewicht langsam wieder aufbauen; er wird motiviert, auch in Gesellschaft zu essen. Thermospa, intensives Nordic Walking und die psychoonkologische Betreuung helfen ihm, die Sicherheit im Umgang mit dem eigenen Körper wiederzuerlangen.

Leben nach dem Krebs

Als Adrian Büschlen im Oktober 2014 entlassen wird, ist er voller Selbstvertrauen und meldet sich umgehend bei seinem alten Arbeitgeber, der Skischule Adelboden. «Ich bin dankbar, dass ich heute wieder mein vertrautes Leben führen kann», sagt Adrian Büschlen und blickt hinüber zum Kinderskilift, wo eine Gruppe Kinder den Stemmbogen lernt. Im März steht wieder ein Termin im Spital an – ein weiteres MRI. Adrian Büschlen weiss, dass ihn auch in Zukunft der Krebs einholen kann. Doch er hat die Zuversicht geschöpft, dass das Leben weitergeht – auch dank vier Wochen in der Berner Klinik Montana.

Expertenmeinung: Die Rolle der onkologischen Rehabilitation