Expertenmeinung: Die Rolle der onkologischen Rehabilitation

Das Leben mit Krebs und das Leben nach dem Krebs ist für etwa 300 000 Menschen in der Schweiz eine tägliche Herausforderung. Die Rückgewinnung und die Erhaltung der Lebensqualität, der Eigen­ständigkeit sowie der Berufsfähigkeit erfordern besondere rehabili­tative Massnahmen.

Diese Massnahmen sollten bereits am Anfang der Krankheit greifen und sind umso wirksamer, je weniger vermeid­bare Einbussen dabei insgesamt entstehen und je selbstverständ­licher diese Massnahmen in den Alltag integriert werden können.

Grundsätzlich hilfreich für Krebspatienten sind dieselben gesunden Verhaltensweisen wie für alle Menschen: regelmässige körperliche Aktivität, gesunde Ernährung, soziale Bindungen und eine befriedigende Arbeit oder Aufgabe. Für besondere Situationen braucht es jedoch gezielte und individuell zugeschnittene Rehabilitations­massnahmen, damit körperliche und psychische Beeinträchtigungen wirksam und effizient reduziert oder sogar überwunden werden können. Die onkologische Rehabilitation ist dafür spezialisiert. Heut­zutage kennt sie ein breites Angebot, welches als Teil der Nationalen Strategie gegen Krebs (NSK) vom Bund und den Kantonen sowie der Krebsliga Schweiz gefördert und getragen wird.

Aus nationaler gesundheitspolitischer Sicht wird immer mehr er­kannt, dass gerade in der optimalen Krankheitsbewältigung ein gros­ses Potenzial der Gesundheitsförderung liegt: Die Krankheit ermög­licht vielen Menschen die Einsicht und Motivation, dass sie selber viel und nachhaltig beitragen können zur besseren Lebensqualität durch gesundheitsförderndes Verhalten. Dieses wird durch rehabilitative Übung und das Erleben des daraus resultierenden Nutzens gezielt gefördert und verinnerlicht und strahlt auch auf Familienmitglieder und Freunde aus. Es handelt sich bei der onkologischen Rehabilita­tion somit auch um eine präventive kosteneffiziente Massnahme für die Gesellschaft.

Prof. Dr. med. Thomas Cerny
ist Chefarzt Onkologie­-Hämatologie am Kantonsspital St. Gallen. Bis 2010 hatte er das Präsidium der Krebsliga Schweiz inne. Aktuell engagiert er sich für Prävention und Früherkennung als Präsident der Stiftung Krebsforschung Schweiz (KFS) und der Schweizerischen Vereinigung gegen Krebs, Oncosuisse (OS).

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